Eintritt 3 € Anmeldung: ikw.freiburg@gmx.de
Massenhafte Zwangsarbeit und ihre rassistische Strukturierung waren zentrales Element der nazistischen Herrschaft in Deutschland und Europa. Sie fand vor aller Augen statt und durchzog alle Bereiche der Gesellschaft – auch in Freiburg.
Ausgehend vom Schicksal der NS-Zwangsarbeiter*innen auf dem Grethergelände beleuchtet Maxilene Schneider Aspekte der NS-Zwangsarbeit und ordnet die Ergebnisse ihrer lokalen Spurensuche als Ausschnitt eines öffentlichen Massenverbrechens ein.
Aus dem Vorwort der Broschüre
Unser Grethergelände hat einiges erlebt: Die Gründung als Eisengießerei und Maschinenfabrik 1888. Die Jahrzehnte der Produktion im Kaiserreich, in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus. Das Ende als Fabrik nach dem 2. Weltkrieg und die folgende Talfahrt bis zum drohenden Abriss in den 1970er Jahren. Und dann die schwer erkämpfte alternative Übernahme ab Anfang der 1980er Jahre, die Sanierung der Gebäude, deren Umnutzung und die damit einhergehende Wiederbelebung. Heute zeugen hauptsächlich die Gebäudehüllen von der Vergangenheit, von der Tatsache, dass hier jahrzehntelang Menschen unter vermutlich harten Bedingungen arbeiten mussten.
Viel darüber wissen wir leider nicht. Das Firmenarchiv ist verschwunden, eventuell im 2. Weltkrieg verbrannt, sonst könnte es uns mehr über das dunkelste Kapitel der Geschichte des Geländes erzählen. Bisher wussten wir nur, dass während des Nationalsozialismus anscheinend Kriegsgerät produziert wurde, dass Zwangsarbeiter*innen hier arbeiten mussten und dass Roman Kowalczyk, einer von ihnen, hingerichtet wurde. Fördergelder von „Demokratie Leben!“ und aus unserem Stadtjubiläumsprojekt „GrundRisse – ein Quartier im Umbruch“ haben uns erlaubt, genauer hinzuschauen. Resultat ist diese Broschüre, die das System Zwangsarbeit im Nationalsozialismus, die Situation in Freiburg und besonders im Grethergelände nachzeichnet.
Wir wissen nun, dass mindestens 60 Männer und Frauen aus verschiedenen, von der Wehrmacht besetzten Ländern, in der Gretherfabrik zur Arbeit gezwungen wurden. Wie Millionen anderer Menschen wurden sie von den Nationalsozialisten verschleppt, ausgebeutet und versklavt. Roman Kowalczyk, der in der Gretherfabrik arbeitete, fiel dem mörderischen Rassismus der Nationalsozialisten zum Opfer, der sexuelle Beziehungen zwischen polnischen Männern und deutschen Frauen verhindern wollte. Er wurde ermordet, weil eine Freiburgerin ein Kind von ihm erwartete. An ihn und an alle, die in der Gretherfabrik Zwangsarbeit leisten mussten, möchten wir mit dieser Broschüre und einem Mahnmal auf dem Grethergelände dauerhaft erinnern.
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